Im August und September organisieren das Projekt ALTER und das FORUM DEUTSCHE SPRACHE mit Förderung durch das Kulturamt Mannheim eine gemeinsame Veranstaltungsreihe zum Themenkomplex „Sprache, Migration & Mehrsprachigkeit“.
Migration und Mehrsprachigkeit spielen sowohl für das Projekt ALTER als auch für das Forum Deutsche Sprache eine wichtige Rolle – nicht zuletzt, weil beide künftig Tür an Tür am südlichen Alten Meßplatz in der Neckarstadt-West zu finden sein werden. Gemeinsam möchten sie sich in Zukunft aktiv ins Leben im Stadtteil einbringen. Die Veranstaltungen der Reihe greifen verschiedene sprachliche und literarische Themen auf, die das tägliche Leben der Menschen vor Ort prägen.
Alle Angebote der Reihe sind kostenlos und finden auf dem ALTER-Gelände (südlicher Alter Meßplatz, Dammstr. 1) statt. Der Kinder-Aktionstag am 14.9. findet bei Regen im Vortragssaal des IDS statt (R5, 6-13).
Mittwoch
27.8.2025
19 Uhr
„Muslimisch-jüdisches Abendbrot: Miteinander in Zeiten der Polarisierung“
Autorenlesung Saba-Nur Cheema & Meron Mendel
Moderation: Julia Alicka
Unterschiedlicher könnten sie nicht sein: Saba-Nur Cheemas Familie kommt aus Pakistan, sie selbst ist in einem Frankfurter Brennpunktviertel aufgewachsen, geprägt vom konservativ-muslimischen Gemeindeleben. Meron Mendel ist in Israel geboren und in einem Kibbuz mitten in der Wüste aufgewachsen, geprägt vom Militärdienst im Westjordanland und im Libanon, bevor er zum Studium nach Deutschland kam.
Als Paar blicken sie nun gemeinsam auf die sich immer weiter polarisierende Welt und sprechen darüber. Ihr Buch beginnt an ihrem Abendbrottisch, an dem sie sich über den Alltag in Frankfurt Gedanken machen und über die großen Fragen der Zeit – und wie alles miteinander zusammenhängt. Dabei stellt sich heraus, wie erhellend der Blick des jeweils anderen sein kann und wie viele Gemeinsamkeiten es in der vermeintlichen Differenz gibt.
In ihren Essays, die persönlich und politisch zugleich sind, geht es um Küchenschubladen, Kindererziehung und Kolonialismus. Um Identitätspolitik, den Nahostkonflikt, Ramadan-Beleuchtung in der Innenstadt und Weihnachtsbäume. Ihr Buch ist eine Analyse unserer Gegenwart, ein Plädoyer für Offenheit auch in schwierigen Zeiten – und eine Einladung, miteinander zu reden. (Text: Verlag Kiepenheuer & Witsch)
Saba-Nur Cheema ist Politologin und Antirassismus-Trainerin und berät u. a. die Bundesregierung zu Fragen der Islamfeindlichkeit.
Prof. Dr. Meron Mendel studierte in Haifa und in München Pädagogik und Jüdische Geschichte, wurde in Frankfurt promoviert und ist heute Professor für Soziale Arbeit und Leiter der Bildungsstätte Anne Frank.
Donnerstag
4.9.2025
19 Uhr
„Radio Sarajevo“
Autorenlesung Tijan Sila
Moderation: Julia Alicka
Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen zu tauschen. Er lernt zu überleben, und er akzeptiert die grausame neue Normalität, doch zu welchem Preis? Seine Geschichte ist eine Geschichte des Unerwarteten. Sie erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden. Sie erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit jäh genommen wurde, und von den Spreißeln, die der Krieg im Hirn jedes Überlebenden hinterlässt. (Text: Hanser Berlin)
Tijan Sila, geboren 1981 in Sarajevo, kam 1994 als Kriegsflüchtling nach Deutschland. Er studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg. 2017 erschien sein erster Roman Tierchen Unlimited, 2018 folgte Die Fahne der Wünsche, 2021 Krach. Darüber hinaus veröffentlichte er Essays in der ZEIT, der TAZ und dem FREITAG. Tijan Sila lebt in Kaiserslautern.
Sonntag
14.9.2025
ab 14.30 Uhr
Sprachen, Bilder, Geschichten
Kinder-Aktionstag mit Mehrdad Zaeri und Companie M
14:30 Uhr – Mehrdad Zaeri: Mit dem Stift um die halbe Welt. Ein Erzähl- und Zeichenworkshop für Kinder ab 6 Jahren
16:30 Uhr – Gehört das so? – Theaterstück der Companie M für Kinder ab 7 Jahren
Kinder ab 6 Jahren sind herzlich zum Aktionstag eingeladen, an dem Mehrsprachigkeit auf vielfältige Weise erkundet wird. In einem interaktiven Workshopformat (ab 14.30 Uhr) reflektiert der im Iran geborene Geschichtenerzähler, Autor und Illustrator Mehrdad Zaeri mit den Kindern über Erfahrungen mit Sprachenvielfalt. Anschließend führt um 16.30 Uhr die Gruppe Companie M das Theaterstück „Gehört das so?“ auf, das ganz ohne Sprache funktioniert und Schubladendenken und Vorurteile hinterfragt. Der Aktionstag soll den Kindern nahebringen, dass Mehrsprachigkeit eine Stärke ist, die das Zusammenleben in unserer Stadt lebendig macht und bereichert.
Bei Regen findet der Aktionstag im Vortragssaal des Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (in R5, 6-13) statt. Aktuelle Infos gibt es auf den Instagram-Kanälen von IDS und ALTER.
Mehrdad Zaeri kam 1970 in Isfahan/Iran auf die Welt. Im Alter von vierzehn Jahren floh er mit seiner Familie über die Türkei nach Deutschland. Seit 2006 ist er als Buchillustrator, Live-Performance-Zeichner und Geschichtenerzähler im deutschsprachigen Raum tätig.
Companie M ist ein kollektiver Zusammenschluss von Künstler:innen in den Bereichen Tanz, Theater, Objekttheater, Musik und Performance. Mit ihrem Arbeitsschwerpunkt in Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Raum, erschafft die Künstler:innengruppe professionelles Theater für Kinder.
Dienstag
16.9.2025
19 Uhr
Die Sprache der politischen Rechten
Vortrag, Lesung und Diskussion mit Prof. Dr. Heidrun Deborah Kämper, Dr. Markus Stadtrecher (LPB BaWü), Dr. Pamela Pachl (IDS) und Johannes Burkhart
Zum Auftakt der Veranstaltung laden Johannes Burkhart und Pamela Pachl mit interaktiven Elementen dazu ein, die eigene Sprachwahrnehmung zu schärfen. Markus Stadtrecher von der Landeszentrale für politische Bildung liefert im weiteren Verlauf eine Einordnung historischer und gegenwärtiger Ereignisse und schafft so einen umfassenden Wissenskontext für die anschließende Lesung mit moderierter Diskussionsrunde: Heidrun Deborah Kämper liest aus ihrer aktuellen Publikation „Die Sprache der Rechten. Wie sie reden und was sie sagen“ und zeigt auf, mit welchen sprachlichen Strategien die politische Rechte versucht, die Grenzen des Sagbaren zu verschieben und zu überschreiten.
Prof. Dr. Heidrun Deborah Kämper lehrte als apl. Professorin an der Universität Mannheim und als Gastdozentin an diversen Universitäten des In- und Auslandes. Am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache leitete sie mehrere Forschungsprojekte zur Demokratiegeschichte des 20. Jahrhunderts.
Dr. Markus Stadtrecher ist Leiter der Abteilung „Demokratisches Engagement“ und Fachreferent Landespolitik in der Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg
Dr. Pamela Pachl, Kunstwissenschaftlerin und Germanistin, ist Kuratorin für das Forum Deutsche Sprache, das künftig vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache am südlichen Alten Meßplatz betrieben wird.
Johannes Burkhart studierte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Deutsch als Fremdsprache und forschte dort zur Sprache der Bewegung „Neue Rechte“.
Gefördert durch das Kulturamt Mannheim.
Mit dem Forum Deutsche Sprache entsteht in Mannheim ein lebendiger Begegnungsort, an dem die Vielfalt und Dynamik der Sprache für alle erlebbar wird. In interaktiven Ausstellungen oder bei Veranstaltungen werden die Besucherinnen und Besucher in unterschiedliche Sprachwelten eintauchen und erfahren, welche zentrale Rolle Sprache in ihrem Leben spielt. Darüber hinaus können sie sich dort auch selbst aktiv an der Forschung beteiligen – sei es, indem sie Ideen einbringen oder indem sie ihre persönlichen Spracherfahrungen teilen. Für Kinder, Jugendliche und pädagogische Fachkräfte wird das Forum ein inspirierender außerschulischer Lernort. Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) realisiert das Forum Deutsche Sprache mit Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung (KTS), der Stadt Mannheim und des Landes Baden-Württemberg.
Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim ist die gemeinsam vom Bund und allen Bundesländern getragene zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung der deutschen Sprache in Gegenwart und neuerer Geschichte. Es gehört zu den über 90 Forschungs- und Serviceeinrichtungen der
ALTER – das ist inklusiver öffentlicher Raum am Alten Messplatz und steht für gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe ohne Gegenleistung. Ursprünglich zur Zwischennutzung konzipiert, wird ALTER seit 2018 vom gemeinnützigen Pow e.V. mit viel ehrenamtlichem Engagement betrieben und konnte dank der enormen Resonanz aus der Bevölkerung Anfang 2024 verstetigt werden. In den Sommermonaten finden hier zahlreiche Konzerte, Lesungen und diverse Mitmach-Angebote statt, die möglichst barrierearm und grundsätzlich kostenfrei sind. Eine kleine Bar verkauft Getränke zu fairen Preisen, selbst Mitgebrachtes darf aber ausdrücklich vor Ort verzehrt werden. Das Herzstück von ALTER bildet der sogenannte Verleihkiosk; hier können gegen einen Pfand diverse Spiele, Sportgeräte oder Instrumente entliehen und auf den integrierten Sport- und Spielflächen genutzt werden. Der Verleih wird durch zwei Sozialarbeiter betreut, die gleichzeitig Ansprechpartner sowie Vermittler sind und deren aufsuchendes Angebot den Problembereich zwischen Neckarufer und Altem Messplatz abdeckt. ALTER ist so vielfältig und bunt wie die Neckarstädter:innen selbst: Menschen aller Generationen und mit unterschiedlichen kulturellen sowie sozioökonomischen Hintergründen kommen hier zusammen, was ALTER nicht nur zu einem echten Ort der Begegnung macht, sondern zu einem offenen Raum gelebter Vielfalt.