Migration und Mehrsprachigkeit spielen sowohl für das Projekt ALTER als auch für das Forum Deutsche Sprache eine wichtige Rolle – nicht zuletzt, weil beide künftig Tür an Tür am Alten Meßplatz Süd in der Neckarstadt-West zu finden sein werden. Im August, September und Oktober 2025 haben wir deshalb mit Förderung durch das Kulturamt Mannheim eine gemeinsame Veranstaltungsreihe zum Themenkomplex „Sprache, Migration & Mehrsprachigkeit“ organisiert.
Zum Auftakt der Reihe lasen Meron Mendel und Saba-Nur Cheema am 27. August 2025 bei wunderschönem Wetter am ALTER aus ihrem Buch „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“. Sie kamen im Anschluss mit Julia Alicka (ALTER) über ihren Alltag in Frankfurt und die großen Fragen unserer Zeit ins Gespräch. Sie erzählten beispielsweise davon, wie sie bei der Kindererziehung und beim Feiern von Festen ganz selbstverständlich die verschiedenen Religionen und Traditionen vereinen. Bei allen Debatten plädierten sie vor allem für einen offenen Dialog und gegenseitiges Zuhören.
Am 14. September 2025 fand der Kinder-Aktionstag „Sprachen, Bilder & Geschichten“ im Vortragssaal des IDS statt. Der Geschichtenerzähler, Autor und Illustrator Mehrdad Zaeri beschrieb die Schönheit persischer Buchstaben und begab sich anschließend mit den Kindern auf eine Bilderreise. „Nichts ist ein Fehler“ – unter diesem Motto zauberte er gemeinsam mit den Kindern aus Krakeln, Buchstaben und Formen wunderschöne Bilder und Geschichten.
Nach einer Mal- und Spielpause führte die Theatergruppe Companie M das Stück „Gehört das so?“ auf. „Ich so – du so“ – mit nur wenigen Worten und viel Bewegung wurden die mit Vorurteilen gefüllten Schubladen auf der Bühne geordnet, gestapelt und ins Wanken gebracht.
Ein Abend zur Sprache der politisch Rechten am 16. September 2025 gab einen umfassenden Einblick in historische und gegenwärtige sprachliche Strategien und Äußerungen der politisch Rechten. Das Publikum wurde zuerst unter der Anleitung von Dr. Pamela Pachl (Forum Deutsche Sprache) und Johannes Burkhart dazu eingeladen, Zitate rechter Akteure auf einem Zeitstrahl zuzuordnen – was, wie sich herausstellte, gar nicht so einfach war. Anschließend lieferte Markus Stadtrecher von der Landeszentrale für politische Bildung eine Einordnung historischer und gegenwärtiger Ereignisse und zeigte die Gemeinsamkeiten – aber auch die Unterschiede – zwischen dem Erstarken rechter Bewegungen in den 1920er Jahren und heute. Darauf aufbauend las schließlich Prof. Dr. Heidrun Deborah Kämper aus ihrer aktuellen Publikation „Die Sprache der Rechten. Wie sie reden und was sie sagen“ und zeigte auf, mit welchen sprachlichen Strategien die politische Rechte versucht, die Grenzen des Sagbaren zu verschieben und zu überschreiten. Der Text und die anschließende Diskussion drehte sich u.a. um die sogenannte Hundepfeifen-Strategie (engl. ‚dogwhistles‘), also sprachliche Codes, die auf der Oberfläche unverfänglich wirken, bei denen Eingeweihte aber genau wissen, was eigentlich gemeint ist.
Nachdem die Veranstaltung zunächst wetterbedingt ausfallen musste, las Bachmann-Preisträger Tijan Sila zum Abschluss der Reihe am 10. Oktober 2025 aus seinem autobiografischen Roman „Radio Sarajevo“. Er sprach mit Julia Alicka (ALTER) über weitere seiner Bücher, Vorbilder und über sprachliche Beobachtungen, die er im Deutschen und Bosnischen gemacht hat.
Das Publikum durfte außerdem einen Ausschnitt aus seinem noch unveröffentlichtem Buch hören. In diesem erzählt er über sein erstes Jahr nach der Ankunft in Mannheim 1994 nach der Flucht vor dem Krieg in Bosnien. Er schildert darin, wie er den Rat seiner Mutter – einer Linguistin – befolgte, beim Erlernen einer neuen Sprache besonders darauf zu achten, welche Wörter sehr häufig verwendet werden. Auf dem Schulhof in Mannheim war das häufigste Wort – wenig überraschend – ein Schimpfwort, und zwar „Sch**ße“. Richtig eingesetzt können solche Wörter in der einen Sprache echte Türöffner sein, während sie in der anderen Sprache absolute Tabus sind.
Alle Fotos: © IDS









